Juni 1948: Für Wohlstand und Freiheit

Deutschland war nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in vier Besatzungszonen geteilt: die drei Westzonen und die Sowjetisch Besetzte Zone (SBZ). Die großen Zerstörungen und die außerordentlich schwierige Wirtschaftslage brachten für viele Menschen eine soziale Katastrophe. Die Reichsmark war wegen der zurückgestauten Inflation in der Nachkriegszeit als Zahlungsmittel nahezu wertlos geworden.

Berlins Oberbürgermeister Ernst Reuter fordert bei einer Kundgebung auf dem Platz der Republik vor dem Reichstag vor 350.000 Menschen am 9. September 1948 Beistand für das blockierte Berlin. (Foto: DPA)

Am 20. Juni 1948 führten die westlichen Alliierten eine Währungsreform durch, mit der die "Deutsche Mark" (DM) eingeführt wurde. Die Kaufkraft der neuen Währung spiegelte schon bald die Erfolgsgeschichte des Wiederaufbaus, bei dem die Anstrengungen der Menschen mit den Investitionen des amerikanischen "Marshallplans" und der Ordnung einer sozialen Marktwirtschaft zusammenkamen.

Die Sowjetunion, die in ihrer Zone bereits die Basis für eine zentralstaatliche Planwirtschaft gelegt hatte, antwortete wenige Tage später mit der Einführung der Ost-Mark. Mit der Wirtschafts- und Währungsteilung wurde die staatliche Teilung Deutschlands verfestigt.

Als direkte Reaktion der Sowjetunion auf die Währungsreform in den Westzonen und im westlichen Sektor Berlins wird die Blockade der geteilten Stadt vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 angesehen. Die Sowjetunion versperrte sämtliche Zufahrtswege nach West-Berlin und wollte damit den Rückzug der Westalliierten aus Berlin erzwingen. Offen blieben lediglich die Luftkorridore.

Am 26. Juni 1948 begann mit dem Start der ersten US-amerikanische Maschine zum Flughafen Tempelhof die Berliner "Luftbrücke". Zu Spitzenzeiten wurde West-Berlin mit rund 13.000 Tonnen Fracht und 1.400 Flügen in 24 Stunden versorgt.

Die Rede des West-Berliner Bürgermeisters Ernst Reuter (SPD) an die "Völker der Welt", Berlin auf keinen Fall aufzugeben, fand weltweit Beachtung, dokumentierte den Freiheitswillen Berlins und seines sozialdemokratischen Regierungschefs.

Unterdessen gingen im Ost-Sektor von Berlin die Verhaftungen von regimekritischen Sozialdemokraten weiter, die sich der Zwangsvereinigung von KPD und SPD zur SED widersetzten. Mit dem SED-Beschluss vom 29. Juli 1948 über die "Säuberung der Partei von feindlichen und entarteten Elementen" setzte eine beispiellose Verhaftungswelle ein, gefolgt von massiven Repressionen, um die noch bestehenden sozialdemokratischen Gruppenzusammenhänge zu zerstören.

Erst 1989 konnte wieder eine unabhängige Sozialdemokratie in der DDR neu entstehen.

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