1968 war ein Höhepunkt der Studentenbewegung, die in den 60er Jahren entstanden war. Quelle der Proteste waren die NS-Vergangenheit vieler bundesdeutscher Politiker, Juristen und Universitätsprofessoren, autoritäre gesellschaftliche Strukturen, aber auch der Krieg in Vietnam.
(Foto: DPA)
Die Studentenbewegung war international. In den USA stand neben der Kritik des Vietnamkrieges der Kampf gegen den Rassismus im Vordergrund. Am 4. April 1968 wurde Martin Luther King ermordet, der die Rassentrennung bekämpft und die Beendigung des Vietnamkriegs gefordert hatte.
Nur wenige Tage danach, am 11. April, schoss in Berlin der NPD-Anhänger Josef Bachmann auf Rudi Dutschke, der im Februar einen Kongress gegen den Vietnamkrieg organisiert hatte und einer der bekanntesten Wortführer der Studenten war. Dutschke überlebte nur knapp und starb 1979 an den Folgen des Attentats. Beide Mordanschläge verstärkten bei der kritischen Jugend den Eindruck, einem gewalttätigen "System" gegenüberzustehen. Die Ausschreitungen der Studenten richteten sich besonders gegen die Zeitungen des Springer-Verlages, die Dutschke als gefährlichen Volksfeind verunglimpft hatten.
SPD-Justizminister Gustav Heinemann warb in einer Fernsehansprache am 14. April um Verständnis für die Ideen der Studentenbewegung, um sie von der Gewalt abzubringen und für das politische Engagement in der Demokratie zu gewinnen: "Zu den Grundrechten gehört auch das Recht zu demonstrieren, um öffentliche Meinung zu mobilisieren. Auch die junge Generation hat einen Anspruch darauf, mit ihren Wünschen und Vorschlägen gehört und ernst genommen zu werden."
"Mehr Demokratie wagen!" Aufbruch für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit.
"Das moderne Deutschland." - Der ganze Muff der 1950er: überkommene Frauenbilder, nationalistische Überbleibsel, autoritäre Strukturen an den Schulen und in der Familie. Dagegen formierte sich in den 1960er Jahren eine breite gesellschaftliche Protestbewegung.
Willy Brandt erklärte 1969 die sozialliberale Koalition als historisches Bündnis des Bürgertums mit der Arbeiterbewegung. Mit seiner großen persönlichen Glaubwürdigkeit gewann er viele "68er" für die SPD.
In West und Ost, in Washington, in Paris, aber auch in Prag und Warschau demonstrierte die Jugend für mehr Freiheit. Auch die Bundesrepublik wurde weltoffener, liberaler, moderner. Heute ist es normal, tolerant zu denken und zu handeln. Wir sind stolz darauf, das erkämpft zu haben.