23. Mai 1863: Begründung der Sozialdemokratie

Die Repressionen nach der gescheiterten Revolution von 1848 konnten das Streben nach Freiheit, Demokratie und politischer Gleichberechtigung nicht aufhalten.

Bild: Mitgliedsausweis von Benno Scholz, Berlin 1869
(Foto: AdsD der Friedrich-Ebert-Stiftung)

Ferdinand Lassalle (1825-1864) widmete sich seit 1862 ganz der Sache der Arbeiterschaft. Sein Aufruf zur Gründung einer eigenständigen, von anderen politischen Gruppierungen unabhängigen Arbeiterpartei fand vielerorts Anklang.

Am 23. Mai 1863 riefen in Leipzig Delegierten aus elf Orten den "Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein" (ADAV) ins Leben. Obwohl die Mitgliederzahl des ADAV verhältnismäßig gering war, ging von ihm eine aufrüttelnde Wirkung aus, die das Eigenwertgefühl der Arbeiter beförderte. Die Richtung, die Lassalle gewiesen hatte, spiegelte sich im Auftreten als selbstständige, fest gefügte Arbeiterpartei wider.

Ziele waren das allgemeine, gleiche Wahlrecht, der Kampf gegen die Ausbeutung und die Einrichtung genossenschaftlicher "Produktivassoziationen".

Die Bildung eigenständiger, sozialistisch orientierter Parteien war nicht mehr aufzuhalten. Vom 7. bis 9. August 1869 wurde in Eisenach die Sozialdemokratische Arbeiterpartei gegründet. Die Eisenacher forderten in ihrem Programm die Abschaffung der Klassenherrschaft und die Errichtung des freien "Volksstaates". Die Schriften von Marx und Engels waren den meisten Mitgliedern nicht bekannt. Was sie bewegte, waren die Nöte des Alltages, die Unterdrückung und die Ungerechtigkeiten, die sie im solidarischen Zusammenwirken überwinden wollten.

In der Wirtschaftskrise 1873 entschieden sich die Lassalleaner und Eisenacher nach intensiven Diskussionen zu einem Zusammenschluss, um die politische Kraft der Arbeiterbewegung zu verbessern. Mit dem Gothaer Einigungsparteitag vom 23. bis 27. Mai 1875 wurde die Gründung der neuen Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands vollzogen.