"Stillstand sieht anders aus"

28. Februar 2020

Die Röslauer SPD zieht bei einer Wahlversammlung Bilanz und blickt nach vorne. Besonders im Fokus: das Winterling-Areal.

Obwohl die Haushaltskonsolidierung in den vergangenen sechs Jahren im Mittelpunkt stand, ist in der Gemeinde Röslau dennoch viel geschehen. Das machten Bürgermeister Torsten Gebhardt und SPD-Fraktionsvorsitzender Bernd Nürnberger bei einer Wahlversammlung im Gasthof "Siebenstern" deutlich.

Stillstand
Beeindruckt waren die SPD-Gemeinderatskandidaten davon, was auf dem Winterling Areal passiert. GKU-Vorstand Cäcilia Scheffler (Vierte von links) erklärte den Besuchern unter anderem, dass das Gebäude im Hintergrund grundlegend saniert werde, um interessierten Firmen weitere Gewerbeflächen anbieten zu können.

Auch dank der Stabilisierungshilfe des Freistaates sei es gelungen, die Verschuldung der Gemeinde von 4,23 Millionen im Jahr 2014 auf jetzt 2,68 Millionen zurückzufahren, erläuterte Nürnberger die sehr erfreuliche Entwicklung. Die Pro-Kopf-Verschuldung habe sich in diesem Zeitraum von 1917 auf 1260 Euro verringert.

Trotz sparsamer Haushaltsführung habe die Gemeinde zahlreiche Maßnahmen in Angriff genommen. Bürgermeister Gebhardt verwies vor allem auf die energetische Sanierung der Grundschule für rund eine halbe Million Euro. Die Generalsanierung des Gebäudes sei in Planung. Im Rahmen der Förderoffensive Nordbayern habe Röslau die Gebäude Ebertstraße 14 und 16 erworben. Nach dem Abbruch der Gebäude mit höchster Förderung könnten hier Bauplätze entweder für zwei Einfamilienhäuser oder ein Mehrfamilienwohnhaus entstehen. Bauplätze entstünden ebenfalls an der Lindenstraße und am Peuntweg auf dem ehemaligen Blechschmidt-Areal, das die Gemeinde erworben habe.

Besonders erwähnte Gebhardt das kommunale Förderprogramm für die Beseitigung von Leerständen. "Hier sind Zuschüsse bis zu 50 000 Euro möglich." Bereits in Planung seien der Abriss der ehemaligen Pappenfabrik an der Oskar-Böttcher-Straße und die Sanierung des Geländes. "Auch hier können wir mit hohen Zuschüssen rechnen."

Was die Folgenutzung angeht, hält Nürnberger nichts von Gedankenspielen, auf dem Gelände im Thuswald einen Wohnmobilstellplatz einzurichten. "Der bringt uns dahinten überhaupt nichts, da sind wir viel zu weit weg vom Schuss."

Eine Einsparung von rund 21 500 Euro hat, wie Gebhardt berichtete, bereits im ersten Jahr die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED gebracht. Er verwies auch auf den Breitbandausbau, die Sanierung der Gemeindewohnungen an der Hirtbergstraße und im Bürgerhaus, auf die Brückenbaumaßnahmen in Bibersbach und über den Dieserbach, auch Fahrbahnerneuerungen im Bereich Hauptstraße, Dürnberg - Reicholdsgrün und Rauschensteig - Holzmühl. Die Erneuerung der Straßen nach Bibersbach und nach Dürnberg im Bereich des Zwölfgipfelblicks sei bereits in Planung.

Bernd Nürnberger ergänzte, dass nach Abschluss der beiden letztgenannten Maßnahmen auch innerorts die Straßensanierungen nach und nach in Angriff genommen werden müssten. "Ich finde es absolut richtig, dass die Straßenausbaubeitragssatzung in der bestehenden Form abgeschafft worden ist, weil sie manche Bürger in den finanziellen Ruin getrieben hätte", betonte der Fraktionsvorsitzende. "Aber die Staatsregierung muss uns endlich auch mal klar sagen, wo die Mittel für den kommunalen Straßenausbau jetzt herkommen sollen."

Nicht unerwähnt ließ Bürgermeister Gebhardt den Bau der drei Windkrafträder und die Sanierung des Winterling-Areals durch die beiden Kommunalunternehmen. Was auf dem Winterling-Areal entstehe, sei beispielhaft, meinte auch Nürnberger. Ein Großteil des Geländes sei bereits im Besitz der Firma Scherdel, die alle Möglichkeiten habe, zu erweitern. Auch einige andere Firmen und eine Künstlergruppe hätten sich dort bereits niedergelassen. Nach dem Abriss mehrerer Gebäude im Rahmen eines Masterplans werde nun quer durch das Gelände eine neue Erschließungsstraße gebaut, ebenso der Gebäudekomplex der ehemaligen Druckerei saniert, um weitere Firmen ansiedeln zu können, erläuterte er. Das gesamte Investitionsvolumen bezifferte Nürnberger auf rund 13 Millionen Euro. Der Anteil der Gemeinde liege - je nach Förderprogramm - zwischen 2,5 und 5 Prozent. "Was auf dem Winterling-Areal passiert, ist ein einziger Glücksfall für Röslau", wiederholte der Fraktionsvorsitzende. "Und dann sprechen einige in Röslau von Stillstand", sagte Gebhardt. "Stillstand sieht anders aus."

Vor der Versammlung hatten sich die SPD-Gemeinderatskandidaten auf dem Winterling-Areal selbst ein Bild gemacht. gKU-Vorstand Cäcilia Scheffler führte sie durch das Gelände und die noch sanierungsbedürftigen Gebäude.

Nürnberger und Gebhardt zählten im weiteren Verlauf der Versammlung eine Vielzahl von Maßnahmen auf, die in der nächsten Wahlperiode angepackt werden müssten. So schwebe wie ein Damoklesschwert die ärztliche Versorgung über dem Ort. Die Gemeinde werde hier alles in ihrer Macht Stehende tun, damit Röslau, wenn Dr. Herschmann in den Ruhestand geht, wieder einen Hausarzt bekommt. Bei Bedarf wäre die Gemeinde selbstverständlich bereit, einem Arzt eine Praxis zur Verfügung zu stellen - "ähnlich, wie wir es vor etwa zehn Jahren beim Zahnarzt getan haben". Um die Gemeinde weiterentwickeln zu können, sei auch ausreichend Bauland, vor allem auch für junge Familien, nötig. "Wir hoffen, dass in der kommenden Wahlperiode das Baugebiet Hofpeunt endlich Wirklichkeit werden kann", sagte Nürnberger.

Ein weiteres Thema, das der Gemeinde auf den Nägeln brenne, seien die Wohnblocks am Hirtberg und an der Johannesstraße, die einem niederländischen Investor gehörten. Die SPD-Kandidaten sähen hier nur zwei Möglichkeiten: ordentlich sanieren oder abreißen, um neues Bauland zu schaffen.

Holger Grießhammer möchte als künftiger Landrat das Fichtelgebirge zu einer Marke entwickeln. Die vielen Unterbegriffe wie Hochfranken, nördliches Fichtelgebirge seien nur verwirrend. "Wir brauchen dauerhaft mehr Mittel für eine solche Image-Kampagne", sagte er. Die vom Freistaat gewährte Stabilisierungshilfe sei notwendig und sehr wichtig für die Kommunen im Landkreis gewesen. "Diese Unterstützung muss auch in den nächsten Jahren fortgesetzt werden!" Bei der Ausweisung neuer Gewerbeflächen plädierte Grießhammer für einen engen Dialog mit der Landwirtschaft. "Denn es geht hier nur miteinander."

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